Institute of Ecology, University of Innsbruck
Sternwartestraße 15, 6020 Innsbruck
Institut français d’Autriche, Palais Clam-Gallas
Währingerstraße 30, 1090 Vienna, Austria
(Wien, 19. Februar 2015) Die österreichische Gesellschaft für ökologische Langzeit-Forschung LTER-Austria (Long-term Ecosystem Research) präsentiert im Zuge einer internationalen Konferenz in Wien das neue Weißbuch zur langfristigen Ökosystem-Forschung in Österreich.
Wenn Österreich den Anschluss an die internationale Entwicklung nicht verpassen will, ist es dringend nötig, Infrastrukturen und Projekte der Ökosystem-Forschung nachhaltig sicherzustellen.
Nur wenn Ökosysteme funktionieren, können sie als Lebensgrundlage dienen. Obwohl die nachhaltige Sicherung von Ökosystem-Leistungen und Anpassungen an den globalen Wandel international hohe politische Priorität haben, sind die Rahmenbedingungen für die Ökosystem-Forschung in Österreich noch unzureichend. Rahmenprogramme mit Schwerpunkt Umwelt- und Ökosystem-Forschung fehlen weitgehend, eine langfristige Sicherung der Forschungsstandorte steht dringend an.
“Die Umwelt- und Ökosystem-Forschung benötigt technische Einrichtungen und eine effiziente Organisation, um der Natur auf den Puls zu fühlen, so die AutorInnen des Weißbuches. Um im europäischen Forschungsraum mitspielen zu können, ist eine koordinierte Vorgangsweise erforderlich „Wir schlagen einen Forschungscluster vor, der die Aktivitäten und Infrastrukturen in Österreich abstimmt und vernetzt. Für einen solchen Verbund von Standorten und Forschungsaktivitäten ist es wichtig, eine national abgestimmte, verteilte Finanzierung einzurichten“, erläutert Michael Mirtl, Präsident von LTER-Austria und Leiter der Abteilung Ökosystem-Forschung im Umweltbundesamt. „Nur, wenn wir unsere Standorte integriert für unterschiedliche Aktivitäten wie Langzeit-Beobachtung und Experimente nutzen, können wir als kleines Land effizient zum Europäischen Forschungsraum beitragen“, ergänzt Michael Bahn, Vize-Präsident von LTER-Austria und Professor an der Universität Innsbruck.
Wie reagieren Ökosysteme auf verschiedenen Ebenen – von lokal bis global – über Jahrzehnte und Jahrhunderte auf unterschiedliche Einflussfaktoren wie Klimawandel, invasive Arten, Stoffeinträge oder menschliche Nutzung – das ist die zentrale Frage der ökologischen Langzeit-Forschung. Welche Eigenschaften ermöglichen ihnen die Anpassung an Stress, wie werden Störungen abgefangen und ab wann erfolgen irreversible Veränderungen? In kurzfristigen Studien von zwei bis drei Jahren Laufzeit können die meisten Auswirkungen von Umwelt-Veränderungen kaum oder gar nicht erkannt und richtig interpretiert werden. Umweltrelevante Langzeit-Messreihen liefern wichtige Informationsgrundlagen für politische Entscheidungsprozesse. So haben etwa die Luftschadstoffmessungen in den 1970er und 1980er Jahren deutlich den Anstieg an Luftschadstoffen gezeigt. Dies führte zu einem Bleiverbot im Benzin und einer Reduktion des Schwefelanteils im Heizöl. Die Ökosystem-Forschung untersucht die Wirkung solcher politischen Maßnahmen und thematisiert dabei auch neue Herausforderungen, die sich etwa aus dem Klimawandel ergeben.
Die österreichische Gesellschaft für ökologische Langzeit-Forschung LTER-Austria wurde 2002 gegründet. Ihre Projekte tragen der Notwendigkeit einer vergleichbaren Langzeit-Beobachtung von Ökosystemen im globalen Wandel auch organisatorisch Rechnung. Die 35 registrierten österreichischen LTER-Standorte und die knapp 20 Institutionen in LTER-Austria bilden eine gut organisierte Basis für eine nationale Umweltforschungs-Infrastruktur. Das LTER-Austria Weißbuch 2015 beschreibt Themenbereiche und Projekte des österreichischen LTER-Netzwerks und skizziert den Fahrplan in diese Richtung.
LTER-Austria Mitglieder stammen u.a. aus folgenden Organisationen: Universität für Bodenkultur Wien, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Karl-Franzens-Universität Graz, Joanneum Research, Paris-Lodron Universität Salzburg, Universität Innsbruck, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Umweltbundesamt, Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein, Nationalpark Gesäuse, Nationalpark Oberösterreichische Kalkalpen, Biologische Station Neusiedler See, WasserCluster Lunz, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Universität Wien und das Wildnisgebiet Dürrenstein.
LTER-Austria wird aus den internationalen Programmen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanziert und im Rahmen des Nationalkomitees für Global Change durchgeführt.
LTER-Austria ist Mitglied von LTER-Europe, dem europäischen Netzwerk für ökologische Langzeit-Forschung. LTER-Europe vernetzt zirka 400 Forschungsstandorte in Europa, 100 Institutionen und eine Vielzahl von Forschungsprojekten in 24 nationalen Netzwerken. LTER-Europe erforscht die Bandbreite europäischer Ökosysteme von arktischen und alpinen bis zu mediterranen Standorten und ist selbst Teil des globalen LTER Netzwerkes, ILTER.
Mag. Sabine Enzinger, Pressestelle Umweltbundesamt, Tel: 01/31304-5488, sabine.enzinger@umweltbundesamt.at
Prof. Dr. Michael Bahn, Universität Innsbruck, Tel. 0512/ 507–5905, michael.bahn@uibk.ac.at